Vorarbeiten |
Die diesjährige Frühjahrs-Cremona-Aktion der Münchner
Cross Fraktion (kurz MCF) würde in jeder
Hinsicht einzigartig sein. In welcher Weise, das war den Teilnehmern
Andi (KTM 620 Enduro),
Hans (KTM 380 SX),
Johannes (GasGas 250),
Michi (Yamaha YZ 426),
Peter (KTM 540 SX und Honda CR 250),
Peter (KTM 450 EXC),
Phil (KTM 200 EXC),
Stefan (KTM 620 SC),
Toni (KTM 520 EXC) und
Volker (KTM 620 SC)
zu Beginn der Aktion noch nicht in vollem Umfang klar, denn vor dem Vergnügen hatte
der Gott der Motocrosser den Schweiß gesetzt.
Es mußte nicht nur eine (ladenneue) 2003er Honda CR 250 R zunächst wieder zerlegt, mit neu geschmierten Gelenken wieder zusammengesetzt und der serienmäßige Stahllenker durch ein edles Alumodell von Renthal ersetzt (neudeutsch: "customized"), sondern auch eine KTM 540 SX umbereift, umfassend abgedichtet und neu verkabelt werden. Auch meine Supercompetition bekam einen nadelspitzen Metzeler Frontreifen (der sich später im feinen italienischen Sand als wahrer Lebensretter erwies) und einen dem Einsatzzweck angepaßten Mefo Sandcross hinten. Noch einen Bremsflüssigkeitswechsel incl. Vergasergeneralsanierung (mit Hylomar-Dichtmasse anstatt Papierdichtung) nebst Ventilspielkontrolle hier und ein paar lockere Schrauben dort und der Fuhrpark erfreute sich - nach einer auf vier Wochenenden verteilten Marathon-Schraubaktion - 100%iger Fitneß. Auch andernorts machte man sich Gedanken über die am Februar in Norditalien zu erwartenden Witterungsbedingungen, versprach doch die Webcam sonnig-trockenes Wetter aber - speziell in den Abendstunden - zapfige Temperaturen (O-Ton Phil): Es würde kalt werden. Soviel war klar. Wettervoraussagen schwanken zwischen -9 und -2 Grad Tiefsttemperatur. Lieber nicht drüber nachdenken, insbes. da ich knapp 2 Jahre vorher etwas später im Jahr in der gleichen Gegend schon komplett eingeschneit worden war. 2 Schlafsäcke. 3 Decken. Isomatte und Isolierfolie. Schlafplatz diesmal vorne über die 3 Sitze, nicht hinten im kalten Laderaum auf Stahlboden. Wird schon irgendwie gehen. So bin ich denn auch heilfroh, als mir Peter vorschlägt, mit seinen LT den von seinen Eltern "vererbten" Wohnwagenanhänger zu schleppen, der neben allem Luxus der modernen Zivilisation auch über eine Gas-/Elektroheizung verfügt und sich in Cremona zur Attraktion der versammelten Crossbesatzung entwickeln sollte. Folglich steht am frühen Morgen des 21. Februar der gut 15 Meter lange Zug zur Abfahrt bereit während in München Giesing ein Fiat Ducato bis zum Bersten mit drei Motorrädern des Mattighofener Herstellers und diversen anderen Utensilien beladen wird (Phil): Mitfahrer Andi und Stefan kommen Do, 20.2. zum Laden zu mir. Die Mühle wird vollgestopft bis unters Dach. Freitag früh um 5:30 Start in Giesing. Fahrt verläuft problemfrei und zügig. Wir treffen auf der AB Peter und Volker mit LT und dachseitig verschimmeltem Wohnwagen mit 20cm Schneedecke obendrauf, welche sich samt Schimmel nach und nach über uns Hinterherfahrer ergießt. Arrrgh, unser Asthma. Natürlich habe ich meine Sonnenbrille vergessen, das wird mir spätestens nach Überqueren der Brennerschikane klar. Gut, daß Peter mit einem kultigen Sponsorgeschenk der Stadtsparkasse und der obligaten Bruce Springsteen "Born In The USA" aushelfen kann. Cremona, wir kommen! Die Fahrt gestaltet sich weitestgehend stau- und ereignislos und wir kommen bei strahlendem Sonnenschein am Crossodromo Cremonese an: |
Ankunft |
Ankunft etwa 13:00 am Crossdromo Cremona, die anderen
waren schon alle da, sofort Ticket gekauft, ausgepackt,
umgezogen und los.
Wetter strahlend blau, sonnig, kühler Wind, es fühlte sich warm an, war aber nicht wirklich warm. Das wurde mir zwischen den Turns klar, denn verschwitzt hab ich erbärmlich gefroren. Die Wasserflaschen im Auto sind schnell ausgekühlt und hatten ab dann tiefe Kühlschranktemperaturen. Da man sich das Zeug beim Crossen literweise einschenkt, keine gute Sache. Die Strecke hat mich begeistert, weich, sandig, kontrollierbar, harmonisch, einfach und doch nicht trivial, unglaublich einladend zum Fahren. Das Brno unter den Crossstrecken. Natürlich sind die "Spaßgeräte" eiligst ausgeladen, auch an das Vordach am Wohnwagenanhänger und den grünen Kunstrasen denken wir noch. Spätestens zur hereinbrechenden Nacht sollte sich diese Umsicht noch bezahlt machen... Michi war zum ersten Mal mit seiner nagelneuen YZ unterwegs, und sprang nach kurzer Zeit den langen Table, die doppelte Bergaufkante sowieso, naja, da kann man neidig sein oder auch nicht. Stefan hat mit seiner frisierten SC auch beides geschafft. Respekt. Wahnsinn. |
Zieltable |
Schauspringen am Zieltable (aus Stefan's Sicht):
Unser sogenannter Zieltable und der folgende Anlieger werden zur Fotostrecke erklärt. Volker schießt schöne Bilder, Johannes dreht an der Filmkamera (kann man das mal sehen?). Nachdem die anderen Buben so locker und unspektakulär drüber hupfen will ich auch. Beim Michi sieht das ungefähr so aus: Blubber blubber, Schalten, ein weiteres tiefes blubber blubber, noch mal Schalten, dann ein kurzes blubb und er fliegt drüber. Die Zweitpiloten Peter und Hans fliegen in einem wesentlich aggressiveren Rengdengdeng drüber. Ob ich meiner kleinen 620er so was antun soll? Ich bin top motiviert, Michi meint noch: "Los komm Stefan, ganz easy". 1. Versuch, etwas mehr Gas, ich lande kurz vor Ende des Tables und mache den klassischen Doppelsprung, zu kurz. Ist aber trotzdem gut kontrollierbar. Beim folgenden Versuch fahre ich im dritten Gang mit viel Gas (leider ist der Anlauf nicht ganz einfach - durch eine Kurve direkt vor dem Table) und fliege ganz easy drüber lande im Schrägen und alles ist wunderbar - so geil. Es geht, aber man muß sich wirklich darauf konzentrieren wenn man diesen Sprung in der laufenden Runde springen will. |
Die Strecke |
(Phil:)
Haben mich bei der ersten Streckensicht noch die relativ
steilen Tableanfahrten erschreckt, so hats dann sofort umso
mehr Spaß gemacht, alles war perfekt fahrbar ohne jedes Problem.
Gigantisch.
Ich hab mich vorsichtig bewegt, aber mit viel Spaß, die Doppelkante wollte ich am zweiten Tag in Angriff nehmen, bin auch knapp drübergekommen, hab aber bestenfalls immer noch einen kräftigen Schlag ins Fahrwerk mitgekriegt, der mich im schlimmsten Fall temporär vom Motorrad getrennt hat. Beim Anblick des - selbstredend frisch geschobenen - Zieltables regt sich auch in mir der Keim des Zweifels. Wenn man vor so einem 20-Meter-Monstrum steht, gehen einem doch Gedanken der Art "hätte ich besser meine CR mitgenommen", "Sch..., den hatte ich irgendwie nicht so hoch in Erinnerung" und "Mei-O-Mei, mein Fuß tut mir jetzt schon weh" durch den Kopf. Allerdings ist erstaunlich wenig los, die Strecke fast schon als leer zu bezeichnen, wie auch in den zwei darauffolgenden Tagen und so besteht wenig Gefahr, von übermotivierten Pseudoprofis überrannt zu werden. Daher lege ich mein Exoskelett an und starte die Supercompetition, die, dank liebevoller Pflege auch gleich beim zweiten Kick anspringt. 13 Euro kostet die Streckenbenutzung, zuzüglich EUR 5 für die Übernachtung. Dabei spielt es keine Rolle, ob man im Bus, Wohnmobil, Wohnwagenanhänger oder Team-Truck (wie einige der anwesenden "Cracks") Unterkunft findet. Michi läßt seine nagelneue YZ auch schon mächtig fliegen, Hans, der KTM 380 Pilot steht ihm da aber in nichts nach. Ich bewege mich im ungewohnten Terrain auf dem gut 130 Kilogramm schweren "Eisenschwein" zunächst mit gebremsten Schaum, der unbeirrbare Geradeauslauf hat im weichen Sand so seine Tücken. Außerdem ist das Fahrwerk zu weich (ich erleide oft ziemlich unkontrollierte Ausfederbewegungen nach kleineren Hopsern) und der Reifendruck zu hoch. Nach einem "Pit-Stop" am Service-LT ist der Tank voll, der Reifendruck auf knapp ein Bar abgesenkt und die Druckstufe an der Gabel härter eingestellt. Von nun an fahre ich ziemlich flüssig auf der Strecke, sogar die Jumps machen - in Maßen genossen - Spaß. Dem anderen Supercompetition-Piloten, Stefan Henkelmann, kann ich nicht Paroli bieten. Für mein Können bewegt er sich einfach zu effizient. Gott Sei Dank bin ich nicht der einzige "Hinterherfahrer": (Phil:) Am 2. Tag hab ich außerdem mit Stefan getauscht, weil ich seine Tuningmotorleistung mal checken wollte. Seine SC geht wirklich abartig gut. Sowas werde ich bei meiner irgendwann auch machen lassen (aber für Touren- und Supermotobetrieb). Das ist echt was anderes als der sonst nicht so superkrasse SC Antrieb. Das Teil schiebt brachial. Unpackbar war allerdings Stefans Lenkereinstellung, bei der ich wie auf einer Kawasaki Drifter 1600 über die Strecke gecruist bin, die Arme nahe am Körper, die Hände seitlich am stark nach hinten gekröpften Lenker, balance- und gefühllos, fehlen nur die Trittbretter. Irgendwelche motocrossartigen Fahrtechniken waren dadurch bei mir gekonnt verhindert. Wie Stefan mit dieser Kiste so fahren kann ist wohl nicht nur mir ein absolutes Rätsel. Er hat den Lenker dann eh verstellt, zum Glück, war dann vom Draufsitzen her deutlich besser. Ich muß nicht erwähnen, daß ich mit meiner gut zu fahrenden 200er dort gegen Stefan nicht den Hauch einer Chance hatte. |
Defekte |
Die forsche Gangart fordert ihren Tribut: Schon am ersten Tag bricht Andreas'
Kickstarter an der 92er KTM 620 direkt ab, ein Anschleppen im Weichsand ist natürlich
absolut unmöglich.
Nur gut, daß es unweit einen KTM-Händler gibt, der auch bereitwillig am Neufahrzeug einen Starthebel abschraubt, als ihn Andi im - von Hans dankenswerterweise überlassenen - Teambus aufsucht. Auch meine KTM ist - sturzfrei geblieben - nicht von Blessuren verschont: Die früher schon etwas wackelnden Heckblinker sind den Strapazen der Strecke nicht gewachsen und brechen an den Plastikauslegern glatt durch. Erst der linke, der dann dekorativ - an den Zuleitung baumelnd - mit der Auspuffanlage verschmilzt, dann der rechte. Naja, hätte ohnehin bald gewechselt werden müssen. So gesehen ist es wieder eine typische MCF-Aktion: Phil wechselt anderntags seine Kette und pflegt den überraschend hängen gebliebenen Vergaserschieber. Ein Defekt, den ich in seinem vollen Umfang im Mai letzten Jahres auf der Crosspiste von Hallbergmoos (bei München) schmerzvoll nachvollzogen habe: Ok, gut zu fahren, ja, meistens. Wenn nicht grade der Gasschieber steckenbleibt. Ein kleiner Tiefpunkt bei der Kiste, das erste Mal passiert, und hoffentlich nie wieder. Ich war dann stinksauer und hab sie mit dem originalen Katalysatoreinsatz gedrosselt, weil ich fertig war, aber das ist witzlos, da geht dann überhaupt nix mehr, der Motor ist nur noch laut und wird heiß, dreht aber nicht mehr. Klingt sehr ungesund. Stefan mußte schon eingangs das Hinterrad und die Bremsflüssigkeit wechseln, Peter Oberbauer nimmt Feinjustagearbeiten am Fahrwerk seiner CR 250 vor, Michi erneuert prophylaktisch das Öl seiner Yamaha und Hans dreht - als sparsame Natur - erst einmal den Hinterreifen auf der Felge seiner 380er um dem weichen Sand wenigstens den Rest eines Profils entgegenzusetzen. Wie die Inspektion eines unweiten Containers zeigt, werfen andere Leute deutlich bessere Gummis schon weg - daher findet der "Müll" einen neuen, glücklichen Besitzer und wird sicher noch für die eine oder andere Aktion gut sein. |
Die Nacht |
So neigt sich ein ereignisreicher aber nichtsdestotrotz unvergeßlicher Crosstag auf der Piste
von Cremona seinem Ende zu.
Während die Nacht hereinbricht und der eine sich bei Temperaturen nahe dem Nullpunkt auf einen heißen Kaffee freut, trocknet der andere erst einmal Sturmhaube und Crosshelm mit der vielseitig einsetzbaren Steinel-Heißluftpistole. Jetzt stößt auch Peter aus Wien zu uns, der - wie am nächsten Morgen bekannt wird - seinem Beruf (er ist Elektriker) alle Ehre macht und mangels passendem Elektrostecker für den Campingplatzverteiler mit Lüsterklemmen "Bypaßt". Der Platzwart nimmt's mit italienischer Gelassenheit und leiht unglaublicherweise sogar einen Adapter aus seinem Privatfundus her. Wahnsinn! Irgendwann ist auch der letzte Sonnenstrahl vom Horizont verschwunden und als einzige Lichtquelle dient die Gasfackel der Tamoil-Raffinerie, deren Fauchen dann und wann zum Campingplatz herüberdringt. Schließlich beratschlagen wir vor einem champagnerfarbenen Nachthimmel, wie wir die grummelnden Mägen wohl am schnellsten zur Ruhe bringen. Methode der Wahl ist - wie auch im letzten Jahr - die an der zur Raffinerie führenden Straße gelegene Pizzaria, die die rudelweise einfallenden Crosser mit wagenradgroßen Pizze verwöhnt, sehr zu Stefan's Freude, der - frei nach dem Energierhaltungssatz: "high output = high input" nach einer Pizza Prosciutto durchaus noch einen Nachschlag verkraften könnte (Die Daseinsberechtigung des Tiramisu war bewiesen!). Stefan: "Dort werden die berühmt berüchtigten 18" Pizzen serviert." Aus Effizienzgründen verlegen wir uns dann aber auf flüssige Ernährung (einen nicht unbedingt als süffig zu bezeichnenden Hauswein und reichlich Averna) und als auch die letzte Avernaflasche geleert ist, machen wir uns auf den Heimweg. Zu Fuß, so, wie es sich für einen gestandenen Crosser gehört und stets auf der Hut vor liebestollen italienischen Pärchen, die in ihren Autos einem Pulk vermummter, humpelnder Gestalten so gar nichts abgewinnen können. Wir beschließen, in der nächsten Nacht mit Canon Digital IXUS und voll aufgeladener Sony Digital Handycam wieder zu kommen, um im 0-Lux-Nightshot Modus ein paar pikante Momente der Nachwelt zu erhalten. Amore Mio! Anderntags sind wir vom Anmiezen allerdings so geschafft, daß wir nach Bier, Pizza, Averna, Rotwein quasi bewußtlos ins Bett (respektive die Transporter und den Wohnwagen) sinken. |
Parties |
Zurück im "Crossodromo" kümmern wir uns erst einmal um reichlich Energiezufuhr von
außen, indem wir die Umgebung nach brennbarem Material durchsuchen und ein ordentliches Lagerfeuerchen
anfachen.
Angeheitert von einigen selbstgekelterten Flaschen Rotwein (von denen sich die Cremonesische "Hausmarke" durchaus einige Scheiben abschneiden könnte), gehen wir auch der bohrenden Frage nach, ob aus einer Yamaha abgelassenes Öl tatsächlich mit einem leichten Blaustich brennt oder nicht. Nach etwa 1.5 Litern können wir mit Fug und Recht behaupten: "Nein!". Phil's Bericht sagt hierzu folgendes: Gewisse Details verschweige ich (Altöl). Das Feuerchen war eine gute Sache. Der Raffinerieturm mit dem Feuer ist sehr stilvoll und charakteristisch. Die Streckenbetreiber halten die Strecke in einem exzellenten Zustand, es war ein Genuß, in der Früh auf die frisch präparierte Piste zu gehen. |
Tag Zwei |
Tatsächlich präsentiert sich nach einer zapfigen Nacht die Strecke in perfektem Zustand, auch der
Wettergott hält sein Wort: Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein - allerdings auch immer ein etwas
kühler Wind, der dem Körper beim Rasten unmerklich immer mehr Wärme entzieht.
Ich versuche, ein wenig an meinem Fahrstil zu feilen und die Kurven weiter innen zu nehmen sowie die Anlieger und Spurrillen durch korrekte Blickführung bis zum Ende durchzuziehen, mit unterschiedlichen Ergebnissen: Volker hatte einen Lieblingsanlieger in dem er sich immer wieder mal knapp vor mir liegend professionell tief eingegraben hat, so daß ich grade noch vorbeilenken konnte. Der selbe übrigens wo mir später das Gas stecken blieb. Aber eigentlich war er schön zu fahren. Das kann man wohl auf den "hervorragenden Geradeauslauf" der SC schieben. Das mit dem Spot zu diesem Thema ist eine Superidee, müßte man echt mal drehen. Gemeint ist eine ziemlich enge, sandige Spitzkehre am zufahrtswegseitig gelegenen Ende der Crosspiste, in der ich entweder mangels ausreichender Geschwindigkeit einfach umkippte und hilflos wie ein Maikäfer auf seinem Rücken unter der schieren Masse der KTM begraben lag oder mit dem Vorderrad über die Kurve hinausgeschossen bin und das Hinterrad in der Rille steckengeblieben ist - der "hervorragende Geradeauslauf" der Supercompetition eben! Trotz allem reiße ich zwei Mal fünfundvierzig Nettominuten auf der Piste ab, ganz ohne dicke Unterarme und mit nur einer Blutblase am Gasgebedaumen. Eine KTM-Magura-Krankheit, wie mir auch Stefan bestätigt. Michi, Peter und Hans sind von den Bedingungen sichtlich angetan und lassen sich denn auch zu einem Freestyle-MX-Showdown hinreißen. Ich kann nur sagen: "Daumen hoch", "Germany: Ten Points!". Auch Johannes, Toni - der die Exzesse der vergangenen Nacht sichtlich am besten weggesteckt hatte, Peter Oberbauer (zwanglos zwischen KTM 540 und Honda CR250 wechselnd, subjektiv auf beiden Maschinen unglaublich schnell), Phil und Stefan lassen sich nicht lumpen und drehen kräftig am Griff. Stefan meint es wohl ein wenig zu gut (war es nun der Restalkohol oder die schiere Kraft der getunten KTM?) und fährt sich einen Platten, dessen Folgen es in sich haben (O-Ton Phil): Stefan hat dort dann einen kapitalen Absturz hingelegt, als er die Kante mit einem Plattfuß hinten gesprungen ist, zu kurz und quer kam, und dann von der zweiten hohen Kante gnadenlos abgeräumt wurde. Von hinten sah es im Ansatz brutal aus, den Sturz selber hat die Kante verborgen. Stefan hat es mit leichten Verletzungen überstanden. Riesenglück! |
Crash |
(O-Ton Stefan):
Ich fahre bereits seit einigen Runden auf Reserve und beginne meine letzte Runde für diesen Tag. Die Lenkerposition nach vorne verändert fahren sich die Kurven schon viel leichter. Dann der Table, die beiden Anlieger mit einem für uns alle bisher unspringbaren Doppelsprung (Camel) und weiter zum vorher beschriebenen Bergaufdoppel. Ich muß im dritten bei 2/3 Gas drüber sonst bleibe ich hängen. Aus zu diesem Zeitpunkt mir noch unverständlichen Grund bricht mein Heck beim Beschleunigen aus der Kurve mehrmals aus. Beim Absprung verreißt es das Heck nach rechts und ich bleibe mit dem Vorderrad wegen zu wenig Speed an der Kante hängen. Bei geraden Absprung kein Thema, so aber zerlegt es mich total. Der Grund für den Crash ist schnell gefunden, ein platter Hinterreifen. Ärgerlich. |
Frieren |
(Phil:)
Am 2.Tag mittags wars bei mir dann ziemlich zu Ende, und ich
hab keine weiteren Übungen vorgenommen, sondern bin nur noch
brav drübergerollt. Beim langen Table fehlt bei mir einiges.
Den kurzen Table mit der steilen Abrißkante nach einer
starken Rechtskurve hab ich aber mehrfach komplett übersprungen.
Immerhin, als Anfänger ist das für mich erfreulich, vor allem
da ich fast sturzfrei und verletzungsfrei geblieben bin.
Abends dann das gewohnte Bild: Der harte Kern am Crossodromo fackelt die umgebende Vegetation ab um sich warm zu halten, nach einer Vorspeise im Wohnwagen wird die unweite Pizzaria aufgesucht und Unmengen von festen und flüssigen Nahrhaftigkeiten vernichtet. Einigen der zehn Teilnehmern stehen die Auszehrungen der vergangenen Tage ziemlich deutlich in das Gesicht geschrieben und so war man angesichts nächtlicher Störungen natürlich "not amused" um sich dann umgehend wieder in die mollige Wärme etlicher Decken, Schlafsäcke und Isomatten zurückzuziehen. Am nächsten Morgen dann das Unvermeidliche: Den von Kopf- und Gliederschmerzen gepeinigten Piloten präsentiert sich ein hochnebelverschleierter Himmel und es weht ein kalter Wind, der bis tief in die Knochen fährt. Peter Oberbauer, Stefan, Phil, Andi und ich entscheiden spontan, einen Ruhetag einzulegen. Nur Peter, Toni, Johannes, Michi und Hans halten die Fahne der MCF hoch und drehen weiter ihre Runden. |
Abreise |
Parallel dazu packen wir schon mal unsere (total staubigen) Sachen zusammen und verladen die übrigen
Motorräder, da wir uns entschlossen haben, entgegen der ursprünglichen Planung doch nicht bis zum
Montag zu bleiben.
Eine weise Entscheidung, denn der ausgekühlte Körper dankt der Vernachlässigung mit einem ausgewachsenen grippalen Infekt. Auch Phil und Peter hat's erwischt, letzterer röchelte schon Nachts zuvor zum Steinerweichen. So verabschieden wir uns noch von Michi, Toni, Hans und Johannes, die dank BMW und VW-Bus mit Dieselturbo die rund 550 Kilometer des Heimwegs etwas flotter abreißen können als unsere schwer beladenen Busse. Klar halten Brenner und die restlichen neuralgischen Punkte der Autobahn noch einige Staus für uns bereit, doch kurz vor 22 Uhr kommen wir wohlbehalten wenn auch ziemlich geschafft in Dachau an. Ein kurzer Check von Mensch und Maschine bestätigt unseren ersten Eindruck: Dank akribischer Vorbereitung und vernünftiger Fahrweise sind keine Schäden entstanden. Die Maschinen sind dicht geblieben, Bremsanlage und Vergaser haben vorzüglich funktioniert. Außer einer Luftfilterreinigung steht neuen Schandtaten nichts im Wege. |
Fazit |
Als Resüme der vergangenen Tage kann ich nur bestätigen: Cremona ist, war und wird immer einen Besuch
wert sein. Solange die Fackel der Tamoil-Raffinerie über der Piste lodert, werden wir wiederkommen,
soviel ist sicher.
Naja, vielleicht später dann, wenn es etwas wärmer ist!
Text: Volker Bartheld, Phil Florschütz, Stefan Henkelmann Bilder: Volker Bartheld mit Canon Digital IXUS 330 HTML-Design: Volker Bartheld |
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