Viele Grüße aus dem Internet. Das Hotel NEON hat sogar ein "Internet-Café". Hier der Originaltext von Alex, garniert mit einigen Schnappschüssen. |
Hallo liebe Kollegen!
Das gab's noch nie. Viele Grüße aus unserem Internet-Hotel auf Kreta. Temperatur täglich: ca. 33 Grad im Schatten. Sonnenbrand konnten wir bisher fast vermeiden, außer auf unserer Kopfhaut (da hatten wir uns natürlich nicht eingecremt). In der ersten Woche haben wir den Süden und Osten der Insel ("Little Africa") mit den Enduros durchkämmt. Die Berge hoch bis die Straßen zu Ende waren und einsame Strände erkundet (mit Volker war es halt leider nicht so ganz romantisch...). Es gab sogar einen ausgewachsenen Palmenstrand. Den Abend konnte man aber wegen der Abgeschiedenheit unseres Hotels nur an der Bar verbringen (Schädelweh! Mit starkem griechischem Hauswein!). Die zweite Woche verbringen wir im Norden. Da gibt es hunderttausend Bars und Restaurants. Das Vergnügungsviertel schlechthin! Nur die Strände sind völlig überfüllt. Aber das macht nichts, denn wir haben uns schon wieder Hondas AX-1 ausgeliehen. Die haben ordentlich Power und sind ziemlich laut (Café-Racer). Ich hoffe das Wetter ist bei euch nicht ganz so schön, denn sonst hätte sich ja unser Urlaub nicht rentiert.
Viele Grüße von den beiden Halb-Negern
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Schock: Eine Fehlbuchung. Wir landen anstatt im quirligen Norden im ruhigeren und heißeren Süden der Insel. |
Wie im Vorwort bereits kurz
angedeutet, bebte aufgrund einer kleineren Fehlbuchung zunächst
nicht wie erwartet der Boden im Norden (Chersonnissos, Malia,...) sondern
eher der tiefe Süden ("Little Africa") unter den Reifen der zunächst
125ccm-DTs (schäm...) und anschließend zweier 250er (eine DR250 und eine
KLR). Alex macht auf dem Bild links zunächst einmal seinem Unmut Luft.
Anstelle eines vier-Sterne-Hotels (Landeskategorie "A") landen
wir nach einer mehrstündigen Busfahrt in
einem kleinen, abgelegenen Etablissement das sich bestenfalls mit zwei
Sternchen zufriedengeben müßte und offensichtlich nicht auf die
Ankunft einer Horde von verdrossenen Touristen eingstellt war.
Vom Hotel "Galini" in Galini [ca. 15km von Ierapetra und ziemlich weit weg von Heraklion und Chersonnissos... :-(( ] starteten wir also (das sind Alex - Cosmo - Mautner und Volker - Hackman - Bartheld) einen kleinen Endurorundkurs. |
Endurowandern im Süden der Insel. Schotter, schmale Pfade und einsame Strände. Auch in der Hauptreisezeit! | Zwei lustige Schotterabfahrten von Ziros über Lamnoni, Driften, Bergsteigen, Sandpisten, ausgewaschene Flußbette und zum Schluß Agrila nach Xerokampos lassen das Herz eines jeden Enduristen höher schlagen. Ein menschenleerer Sandstrand in Xerokampos ist die Belohnung für unsere Anstrengungen. Über der Landschaft, eingehüllt in ohrenbetäubendes Zirpen der allgegenwärtigen Grillen, lacht die Sonne Kretas unerbittlich und beschert mir einen Supersonnenbrand auf der Kopfhaut... Eine weitere Bergabfahrt hält der Trail von Mesa Apidi über Agridomouri runter nach Agia Irini bereit. Kilometerlange Schluchtabfahrten mit grobem Schotter bis hin zu ausgewachsenen Steinen wollen umschifft oder beherzt "angesprungen" werden... |
Griechische Bienen... | Auf einer unserer Touren in die Berge durften wir auch die Bekanntschaft mit den griechischen Bienen machen. Im Gegensatz zu ihren deutschen Artgenossinen, betreiben erstere noch Brutpflege im eigentlichen Sinn. Noch bevor wir den Bienenkob überhaupt ausgemacht hatten (wir versuchten uns an der Entzifferung eines griechischen Ehrenmals) hatte ich auch schon den ersten Stich abbekommen. Eine heftig anschwellende Augenbraue war der Preis für meine Unachtsamkeit. |
Die "Uferpromenade": Sagenhafte Ausblicke zusammen mit wechselnden Schwierigkeitsgraden. | Der absolute Hit jedoch war die "Uferpromenade", ausgehend von Pefkos (Vorsicht: Die Abfahrt ist so gut wie nicht ausgeschildert) ging's nach Arvi ostwärts über Loutraki, zwischen Gewächshäusern, kleinen Siedlungen immer am Strand entlang. Atemberaubende Ausblicke und anspruchsvolle Streckenführung! |
Geisterstadt, Flugabwehr, Raketen und Palmen. |
Rein zufällig führte uns unser Weg nach dem im tiefen Südosten
der Insel liegenden Palmenstrand "Vai" durch ein verfallenes,
menschenleeres Dorf. Hier konnte man beherzt in trialartiger
Fahrweise die kniffeligsten Passagen meistern.
Die teils sich eng windend asphaltierte, teils grobschotterige
Straße schraubt sich dann bis deutlich über Meershöhe bis zum Fuße der Fla-Rak
Stellung der Bundeswehr, die hier ihr alljährliches
Übungsschießen veranstaltet. Offroadfahrer sollten darauf
achten, sich nicht versehentlich auf militärisches Sperrgebiet
zu begeben. Die griechische Hoheit reagiert in diesen Fällen
wenig zimperlich.
Wer die Augen offenhält, dem bieten sich auch hier unzählige
Bademöglichkeiten an menschenleeren, z. T. schwarzen
Sandstränden, die nur dem Fahrer geländegängiger Zweiräder
zugänglich sind.
Schließlich die Ankunft am Palmenstrand von Vai. Wer hier einen riesigen Palmenstrand mit echten, tropischen Kokospalmen erwartet wird freilich enttäuscht. Ein übriges tun noch die Heerscharen von Touristen, die diese Sehenswürdigkeit "einfach gesehen haben müssen". Finde ich auch. |
Vom Süden in den Norden der Insel. Gute einhundert Kilometer quer durch Kreta. |
Zum 'Relaxen' bot sich ein Kurztrip über Agios Nikolaos im Nordosten der
Insel bis nach Stalida (Stalis) an. Hier haben wir auch das "Neon" gebucht.
Das Hotel bietet manierliche Preise, eine Spitzenlage und... einen
Motorradverleih ("MotorPlan") gleich nebendran. Für die zweite Woche stand
somit einem Umzug in den Norden der Insel nichts mehr im Wege und die Honda
AX-1s (eine Mischung aus Dominator und XR400 mit 250 ccm) harrten der
Dinge, die da kommen sollten...
Frei nach dem Motto "Das wäre ihr Preis gewesen" statteten wir konsequenterweise auch dem Hotel "Sunny Beach" einen Besuch ab. Dieses hätten wir ursprünglich bekommen sollen. Unsere Beharrlichkeit wurde belohnt - mit der Erlaubnis, die hoteleigenen Freizeiteinrichtungen benutzen zu dürfen. Wie man sieht, haben wir von diesem Angebot reichlichen Gebrauch gemacht. |
Der Norden. Endlich! Wir erkunden das Lassithi Hochplateau mit seinen Windmühlen und unseren AX-1. |
Kaum angekommen, starten wir auch schon
einige Erkundungsfahrten Richtung Chersonnissos und Mali. Eine
Touristenhochburg! Am nächsten Tag (und mit Ringen unter den Augen)
entschieden wir uns spontan, dem Lassithi-Hochplateau einen Besuch
abzustatten. Welch ein fataler Entschluß... Das etwa 30 km vom
Ausgangspunkt entfernte Hochplateau versteckt sich hinter einer dicken
Wolkenwand, die Temperaturen sinken von über 35 Grad im Schatten spontan
auf unter 15 Grad ab. Wir sind natürlich nur mit T-Shirt und Shorts
angereist und frieren wie die Schneider. Sogar das um die Hüfte gewickelte
Badehandtuch kann nichts helfen. Wieder daheim, sitzen wir am Abend
fröstelnd am Strand herum, in langärmeligen Trainingsjacken und
überlegen uns, woher wir einen GLÜHWEIN bekommen sollen... ;-)
Aber allein schon der grandiose Ausblick, den uns die Paßstraße über den weitgeschwungenen Strand von Chersonissos bietet, war die Strapaze wert. Wer mehr Spaß auf den Serpentinen des Hochplateaus haben will, dem sei die Mitnahme von Schlechtwetterausrüstung angeraten: Sogar im Hochsommer kann es hier empfindlich kalt werden. |
Sonnenuntergang. | Im Sonnenuntergang vergnügen wir uns am - inzwischen geleerten Sandstrand noch mit einigen "kontrollierten Drifts" und genießen den warmen Wind, der am Abend aufkommt und unser schmerzendes Sitzfleisch wärmt. |
Auf dem Weg durch die längste und schmalste Schlucht Europas. Die Samari-Schlucht. Wir brauchen Reiseenduros! | Unsere Allerwertesten hatten sich inzwischen schon pavianrot verfärbt - schließlich haben wir in den letzten Tagen mehr Zeit im Sattel als am Strand verbracht. Auch der vierte 36er Farbfilm ist inzwischen verknipst... Nun hieß es "Stahlarsch die 2te"! Wir hatten uns vorgenommen, auch die Samarischlucht mit unseren Moppeds zu besuchen. Zu diesen Zweck rüsteten wir auf 500 ccm (Volker/KLE) und 600 ccm (Alex/XT600E) auf. Mit diesen "Dickschiffen" sollte die knapp 400 km lange Tagesetappe zum "Kinderspiel" werden... Nach einem ausgiebigen Frühstück um 7:00 ging's dann gegen 8:00 auf die Straße. Die Fahrt gestaltete sich länger als erwartet - vor allen deswegen, weil noch etliche Serpentinenkilometer bezwungen werden wollten. |
Wir laufen uns Blasen: Die Schlucht ist nicht mit dem Motorrad befahrbar... Begehungsmöglichkeiten bestehen von April bis Oktober. |
Die KLE - von mir spontan als "warmer Tourenschlapfen" abgetan - wuchs mir
(nach einem Blick auf den "TwinCylinder"-Schriftzug und den Drehzahlmesser)
doch noch an's Herz. Ab 7000 Touren ist trabt der Twin mächtig los und
sorgt für Spaß auch neben befestigten Wegen. Mit der Fähre kurz nach
Agia Roumeli übergesetzt (ihr lest richtig: Es gibt keine Endurowege
dorthin) traben wir ca. 2.5 Stunden durch die Samarischlucht. Wow! Hier
möchte ich mal mit einer CR250 "langbraten"! ;-))
Sehr zu unserem Leidwesen stellen wir bald fest, daß es vom oberen Ende der Schlucht leider zu später Stunde keine Busverbindung gibt. Wir müssen daher auf halbem Wege kehrtmachen, um die letzte Fähre zurück noch zu erwischen. Für weniger ambitionierte Wanderer empfiehlt sich eine Übernachtungsmöglichkeit am oberen Ende der Schlucht. Dort kann man auch das Motorrad abstellen und kommt per Fähre und Bus anschließend vom Fuß der Schlucht wieder hierhin zurück. Für eine komplette Durchquerung sind mindestens fünf Stunden zu veranschlagen. |
Faulenzen? Besuch der Burg Heraklion und der Palast von Knossos. | Morgen sollte es endlich ein richtiger Faulenzetag werden - der Hintern und die Füße tun uns beiden inzwischen nämlich mächtig weh - Fehlanzeige: Wir entscheiden uns, der Burg von Heraklion (hier liegt auch der Flughafen der Insel) einen Besuch abzustatten und albern ein wenig in den ehrwürdigen Gemäuern herum. Speziell die Katakomben sind sehenswert: Lose Haufen mit zentnerschweren Kanonenkugeln und dunkle Nischen fesseln unser Interesse. Auch meiner tiefen Brandwunde am rechten Oberschenkel, den ich mir einige Tage zuvor am KLR-Krümmer verbrannt hatte, tut die Kühle in den Gemäuern gut. |
Der Palast von Knossos. Ausgrabungen, Monumente, Mosaike und die allgegenwärtigen Grillen. | Der berühmte Palast von Knossos. Auch wer Kulturbeschau immer aus dem Weg geht, sollte ihn sich ansehen, viele Malereien und Mosaike sind zu sehen - in ordentlichem Erhaltungszustand. Keine Angst, die Ausgrabungsfelder sind nicht besonders groß. Zum Studieren seines Touristenwegweisers nimmt Alex in einem - wie sie später herausstellt - antiken Gebetsstein Platz. Ob die alten Griechen auch so gebetet haben? ;-) |
Feierabend. | Nach einem kurzen Stop bei "unserem besten Freund", dem Tankwart, füllen wir unsere knurrenden Mägen in der Pizzeria gegenüber des Hotels Neon. Diverse Künstler stellen ihre Werke aus - wer will, kann sich auch portraitieren lassen. Natürlich flaniert die "High Society" entlang der Strandpromenade, da und dort tauchen neben den allgegenwärtigen Rollern auch ein paar chromblitzende Chopper auf. Weiter entfernt dringt gedämpfter Lärm aus einer von Engländern überfüllten Bar. |
Schweizer Bienen. | In der Pizzeria treffen wir auch die zwei Schweizer Mädels wieder, die wir tags zuvor am Strand kennengelernt hatten. Schon ihre Kehrseite versprach, daß es sich um Sportskanonen handeln mußte. Gesprächsweise stellt sich dann schnell heraus, daß die beiden Squash- bzw. Badminton-Asse waren. Wir einigen uns auf einen Kompromiß und machen für den nächsten Morgen ein Gaudi-Doppel im "Sunny-Beach" aus. Noch ein paar Runden auf unseren "Café-Racern" und dann ab in's Bett unseres "Country-Keller" (im Hotel Neon wird in jeder Etage andere Musik gespielt. Wir konnte nur noch im Keller unterkommen und mußten daher mit Country und Western vorlieb nehmen). Der ereignisreiche Tag drückte uns schnell die Augen zu. |
Bye-Bye. | Am nächsten Tag dann noch ein letzer tiefer Schluck aus der Retsina-Flasche in den warmen, salzigen Fluten. Unsere 14-tägige, ereignisreiche Odyssee durch das sommerliche Kreta neigt sich dem Ende zu. Natürlich kommt es bei der Abreise noch zu einigen Problemchen - wir entsteigen schließlich im kalten München unversehrt einer Maschine der "Chronus Airlines". Alex vermißt sein Gepäck - es wird ihm einige Tage später nachgesendet werden. |
Kreta per Fähre. |
Rückblickend kann ich Kreta für den motorradfahrenden Urlauber
wärmstens empfehlen. Das nächste Mal würde ich allerdings mit
der eigenen Maschine, Rucksack und per Autoreisezug und Fähre anreisen -
so gehört das leidige Suchen nach brauchbaren Maschinen der
Vergangenheit an.
Viel Vergnügen bei euren eigenen Abenteuern auf der größten
griechischen Insel wünscht
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