Bei vielen Aktivitäten ist die Dokumentation des Geschehens durch Hantieren mit einer klobigen Videokamera
erschwert oder unmöglich gemacht. Beim Fallschirmspringen würden die entstehenden Kräfte dem Kameramann sein
Gerät aus der Hand reißen oder zumindest sehr heftige Zitterbewegungen bewirken. Beim Motorradfahren erlauben
oft die beengten Platzverhältnisse, der winzige und ungünstig gelegene Einbauraum oder das hohe Gewicht und
die Schockempfindlichkeit der delikaten Kamera einen direkten Einsatz des Videocamcorders nicht. Zudem ist
Festmontage der Kamera oft nur in Spezialfällen ratsam. Bezüglich der Entkoppelung des Kamerasystems von
Fahrwerksbewegungen ist der Kopf des Fahrers immer noch der vibrationsärmste "Einbauort".
Abhilfe kann z. B. mit den folgenden Systemen geschaffen werden:
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Videosender |
Die Firma Conrad Electronics bietet in ihrem 99er Hauptkatalog auf der Seite 814
unter der Bezeichnung "Funkübertragungssystem" einen Videosender (Best.-Nr. 11 70 48-66, DM 299,-) und den
zugehörigen Videoempfänger (Best.-Nr. 11 70 64-66, DM 349,-) an, wobei ersterer auch einen Audiokanal und letzterer
eine optional steckbare Richtantenne (Best.-Nr. 11 62 11-66, DM 39,95) besitzt.
Die Krux an dem oben beschriebenen Duo sind die technischen Daten: Eine Sendeleistung von 10mW in einem Frequenzbereich von rund 2.4GHz und eine Videobandbreite von maximal 5MHz lassen selbst unter optimalen Sendebedingungen (und der Verwendung einer empfängerseitigen Richtantenne) Reichweiten von nicht mehr als 400 Metern erwarten. Verschlechtern sich die Bedingungen durch hohe Luftfeuchtigkeit, ungünstige Abstrahl- und Empfangsverhältnisse oder Bäume, Sträucher oder gar Wände bzw. durch Störeinflüsse, so sind 10-20 Meter die Regel. Auch der hohe Kostenfaktor (runde 600 DM) und der Batterieverbrauch (200mA@12V) sind eine kritische Bewertung des Systems wert. Freilich gibt es auch (Export)Systeme im langwelligeren Bereich (so um die 500MHz) und mit höherer Abstrahlleistung, die allerdings in Deutschland nicht zugelassen sind und hinsichtlich der Videobandbreite deutliche Qualitätseinbußen erwarten lassen. |
Dezentrale
Aufzeichnung |
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Infrarot-
modul |
![]() 1. Eine Schwarzweißkamera bietet bei gleicher Pixelzahl eine dem vergleichbaren Farbmodell dreifach höhere Auflösung. Die Horizontalauflösung des angesprochenen Modells liegt bei 380 Zeilen bei 500x582 (also 291'000) Pixeln. 2. Durch die Empfindlichkeit des Moduls im nahen Infrarotbereich kann das Objekt - falls notwendig - mit gängigen Infrarotdioden aufgehellt werden. 3. In der Auflösung vergleichbare CCD-Module kosten etwa das 4- bis 5-fache. |
Objektive |
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Halterung:
Materialien |
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Halterung:
Konstruktion |
![]() Die Klemmung des Kugelgelenks selbst erfolgt durch zwei Aluminiumplatten (AlCuMg, 48x70x2mm^3 BxTxD oben bzw. 48x70x5mm^3 unten) in die fluchtende Bohrungen Ø18mm eingebracht wurden. Um für den Kugelkopf eine bessere Passung zu gewährleisten, wurden in der dem Kugelmittelpunkt zugewandten Seite der Platten zudem noch 90°-Einsenkungen mit einer Tiefe von 1,5 (oben) respektive 2,5mm (unten) vorgenommen. Die obere Klemmplatte wurde durch Umfalzen der Außenkanten (Radius 10mm, Winkel 30°) gegen Durchbiegen bei höheren Klemmkräften geschützt. Die untere Klemmplatte mußte wohlweislich 5mm stark gewählt werden, um eine ebene untere Aufstellfläche bei eingebrachter Kugel zu gewährleisten.
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Helmadapter |
![]() Die Auflageflächen selbst sind mit Zellgummimatten (Stärke 3mm) beklebt (hierfür eignet sich ein Sekundenkleber auf Cyanoacrylatbasis) um einem möglichen Verrutschen entgegenzuwirken. Das Distanzstück ist (wie oben erwähnt) mit der unteren Klemmplatte über zwei Senkkopfschrauben M3 verbunden und mit der Bodenplatte über zwei weiter außen liegende Innensechskantschrauben M4 mit flachem Kopf. Diese Schraubverbindung überträgt die eigentliche Kraft zwischen den Auflageflächen auf den Helmschild und wird beim Umbauen bzw. Entfernen der Helmkamera vom Helmschild jeweils gelöst. Das zugehörige Gewinde (M4x10) im Distanzstück ist daher entsprechend tief und paßgenau zu arbeiten. Für Extrembelastung bietet sich ein Durchschrauben zweier Senkkopfschrauben von der oberen Klemmplatte her nach unten und das Einbringen von Durchgangslöchern in der Bodenplatte an. Hier sind dann weitere zwei Rändel- bzw. Flügelmuttern vorzusehen, die das Blickfeld des Fahrers aber möglicherweise einengen. |
Sicherungsband |
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Montage | Das CCD-Modul ist mit den zwei M2x8 Messingschlitzschrauben auf dem Kameraträger zu befestigen. Vorteilhaft ist das Bestreichen der Kamerarückseite mit Silikondichtmasse, um eindringender Feuchtigkeit keine Chance zu bieten. Bei der Montage der Einzelteile muß zunächst darauf geachtet werden, daß vor dem Verstiften von Kugelkopf und Kamerawinkel zunächst die obere Druckplatte eingehängt wird - ein Trennen der Verbindung ist nach dem Eintreiben des Sicherungsstiftes nicht mehr möglich. Beim Schneiden der Gewindebohrungen - speziell derjenigen, die für die Klemmung am Helmschild zuständig sind - am besten mit Vor-, Haupt- und Fertigschneidern arbeiten um maximale Maßhaltigkeit sicherzustellen. Alle Verbindungen, die nicht mehr gelöst zu werden brauchen (also alle außer der Rändelschraube und der zwei Innensechskantschrauben) mit Schraubensicherungslack Loctite 243 sichern. Die Enden der Nylonbänder durch Verschweißen mit Heißluft oder einem Feuerzeug gegen Ausfransen sichern. Die Zellgummimatten zuschneiden und mit Cyanoacrylatkleber auf die sauberen und fettfreien Aluplatten aufkleben. Den Kugelkopf mit Silikonfett oder -spray leicht einfetten. Das nach hinten wegführende Nylonband mit dem Aluminiumblech und den zwei M3x6-Schlitzschrauben gegen Herausrutschen sichern. |
Einzelteile |
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VRML | Wer ein VRML-Plugin für seinen Web-Browser besitzt, der kann sich hier als besonderes Schmankerl das im VRML-Format exportierte *.ZIP-Archiv zur Helmkamera downloaden. Viel Spaß! |
Video | Ein *.AVI-Clip des CAD-Modells liegt hier zum Download bereit. |
Teileliste
Mechanik |
Folgende Teile werden für den Kamerahalter benötigt:
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Teileliste
Kamera |
Zum Kameramodul selbst:
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Elektrik |
![]() Nun muß das Kameramodul noch verschmutzungsgeschützt und betriebssicher verkabelt werden. Hierzu empfiehlt sich die Verwendung einer einrastenden 3-fach-KFZ-Steckbuchse mit vergoldeten und eingeclipten Crimpkontakten (z. B. von Bürklin Elektronik). Die Crimpkontakte werden über drei möglichst kurze und isolierte Kupferlitzen (Querschnitt 0,25 bis 0,5 mm^2) mit den drei Kontakten am CCD-Modul verbunden. Als günstig hat sich hier eine Lötverbindung und das anschließende Vergießen der Kabel/der Kabeldurchführung mit Silikondichtmasse erwiesen. Die Steckbuchse selbst kann mit beidseitig klebendem Schaumklebeband im Winkel von ca. 45° zur Mittenachse des Kameraträgers aufgeklebt und mit Silikondichtmasse oder Heißkleber vergossen werden. Der Winkel von 45° stellt sicher, daß der Kameraträger nicht nur rotiert sondern auch über einen großen Winkel geneigt werden kann ohne daß es zu Kollisionen mit dem eingesteckten Video-/Spannungsversorgungskabel kommt.
1. Das Videosignal muß über eine Strecke von ca. 150cm möglichst verlustfrei übertragen werden. 2. Die Spannungsversorgung muß ohne Spannungsabfall und störungsfrei zugeführt werden. 3. Das Kabel muß im rauhen Alltagsbetrieb verschleiß- und beschädigungsfrei funktionieren. Vorversuche haben ergeben, daß das Kabelpaket (RG58-Videokabel mit paralleler Spannungsversorgungsleitung in einem Gewebeschlauch am besten aufgehoben ist. An den Enden sind jeweils Sicherungen mit Schrumpfschlauch vorzunehmen. Am camcorderseitigen Ausgang ist am RG58-Videokabel ein Cinch-Stecker anzulöten. Die rote Spannungsversorgungsleitung bekommt eine KFZ-Flachsteckhülse angecrimpt. Den Masseanschluß für den Blei-Gel-Akkumulator erhält man durch Abschälen eines Stückes der Isolierung des Videokabels (praktischerweise so, daß diese Stelle innerhalb des Gewebeschlauchs zu liegen kommt) und Anlöten eines kurzen Stücks isolierter Kupferlitze. Auch diese wird batterieseitig mit einer Flachsteckhülse versehen.
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Teileliste
Elektrik |
Folgende Teile werden für die Betriebselektrik und die Verkabelung benötigt:
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Einstellhinweise |
![]() Nun sollte zunächst der Schärfebereich durch Lockern der Innensechskantschraube am Kameraobjektiv auf eine im Fahrbetrieb häufig vorkommende Objektdistanz durch Verdrehen des Objektivs eingestellt werden. Anschließend die Innensechskantschraube wieder kontern. Jetzt ist die Blickrichtung des CCD-Moduls zu korrigieren. Hierzu fixiert man mit aufgesetztem Helm in normaler Kopfhaltung einen Punkt mittig am Horizont und bringt durch Lockern der Rändelmutter und Justieren des Kugelgelenks das visuell erfaßte Bild mit dem Montorbild zur Deckung. Die Rändelmutter festziehen aber nicht anknallen. Fertig! |
Geeignete
Camcorder |
Alle zum Betrieb einer Helmkamera geeigneten Camcorder sind verständlicherweise solche, mit einem analogen Eingang.
In der Praxis haben sich die Handycams von Sony - speziell die DCR TRVxxx-, PCxxx und VXxxxxModelle - als besonders brauchbar erwiesen. Es
handelt sich hierbei um Digital-Video-(DV) oder Digital-8-(D8)Camcorder, die mittels ihres Steuerungseingangs leicht
zum Aufzeichnen von analogen und digitalen Quellen freigeschaltet werden können.
Selbstverständlich eignen sich - mit gewissen Qualitätseinbußen - auch Hi-8 und S-VHS Camcorder, soweit sie einen Analogeingang besitzen. Als Tip sei gesagt, daß europäische PAL-Exportmodelle zumeist serienmäßig freigeschaltet sind. Vor dem Kauf eines Camcorders also intensiv recherchieren! |
Freischaltung |
Die Freischaltung erfolgt über die Verbindung der parallelen Schnittstelle am PC mit der LANC-Buchse des Camcorders
mittels eines speziellen Steuerungskabels. Ein Programm imitiert dann das LANC-Protokoll und kann
die für die Aufzeichnung vorgesehenen Codeseiten im nichtflüchtigen Speicher des Camcorders passend verändern.
Müßig zu sagen, daß bei derartigen Maßnahmen die Herstellergarantie erlischt. Mehr Infos zur Freischaltung gibt es
bei Stefan Henkelmann, der auch die entsprechende Hardware besitzt.
Wie mir mitgeteilt wurde, ist es auch möglich, diverse Modelle von Panasonic und Canon freizuschalten. Mehr Info hierzu gibt es in den diesbezüglichen Newsgroups wie z-netz.freizeit.video, rec.video und de.comp.tv+video. |
Fazit |
Für jeden ambitionierten Videofilmer kann der Einsatz einer Helmkamera viele neue und reizvolle
Kameraperspektiven und aktionsreiche Szenen liefern. Wer etwas technisches Geschick besitzt, der
kann sich für wenig Geld die oben beschriebene Lösung auch selbst anfertigen. Der Kostenpunkt liegt
in diesem Fall (ein passender Camcorder vorausgesetzt) bei rund 300 DM. Das Gesamtgewicht
der Helmeinheit von rund 250g ist zum einen durch das Gewicht der Kamera (insgesamt ca. 80g), die
Messingkugel (rund 100g) und die Aluminiumteile begründet. Bei der Verwendung von "High-Tech-Materialien"
(Nylonkugel, Delrinteile, Carbonwinkel, etc.) kann das Gewicht auf unter 100g gedrückt werden.
Viel Spaß! |
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